Wie kam der Weihnachtsbaum vor den Speyerer Dom?


Dies ist eine berechtigte Frage, denn es gab vor dem Millennium 2000 nie einen Christbaum vor dem Dom.

In dieser kleinen Bilddokumentation können Sie den ersten Christbaum im Jahre 2000 vor dem Dom sehen, wie er gestellt wurde.

Bisher stand er im Dom vorne, im Königschor und war mittlerweile so groß geworden, dass seine Spitze auf Bilderhöhe im Marienzyklus war. Das heißt, er musste mit meinem Domschlepper in den Dom gezogen werden. Dazu mussten dann die Leute von der Firma Jester, ihn mit einem Greifzug nach oben ziehen und aufstellen. Meine Elektriker von der Firma Rillig brachten dann den Balanceakt fertig auf Leitern ihn zu zieren.

Zur selben Zeit, bekam allerdings der Dom seinen neuen Pfarraltar und Ambo. Also konnte der Baum nicht mehr auf seinen Platz. Mein damaliger Chef der alte Kustos Sedlmair kam zu mir und sagte, ich sollte mir etwas Besonderes zum Millennium einfallen lassen. So hatte ich die Idee, den Christbaum vor den Dom zu stellen und den Dom mit einer Architekturbeleuchtung zu versehen, damit am Hl. Abend die Reichen, als auch die Armen etwas davon hatten. Ich hatte mich nämlich in der Hl. Nacht, wenn ich um 2:00 Uhr vom Dienst heimfuhr immer geärgert, als der Weihnachtsmarkt damals noch im Eilverfahren abgeräumt wurde und der Christbaum auf dem alten Marktplatz mir signalisierte, das Geschäft ist gemacht, frohe Weihnacht und Tschüss!

Das Problem das jetzt auftauchte war, wie verankere ich einen Christbaum mit ca. 14 m Höhe auf dem Domplatz ohne den Platz zu beschädigen, denn der war ja gerade vor einigen Jahren neu gestaltet worden und in den Boden konnten wir nicht hinein ohne alles aufzureißen. Wir mussten einen Christbaumständer konstruieren der den Anforderungen an der stürmischsten Ecke des Domes standhielt. Das ging nur mit einem enormen Gegengewicht von 18 – 20 t, also mit einer Betonplatte in drei Teilen, die auch transportiert werden konnte. Diese Konstruktion war dann so stabil, dass sie sogar manchen Sturm aushielt.

Ich möchte hier eines klar stellen, das Aufstellen des Christbaumes war kein Provisorium wie einmal in einem Presseinterview behauptet wurde, sondern eine professionelle Sache, die auch statisch einwandfrei war. Und noch etwas muß hier einmal gesagt werden. Das Aufstellen des Baumes wäre nach der Millenniumfeier finanziell nicht mehr möglich gewesen. Es ging nur weil meine Firmen, Jester, Höhl, Rillig und Neumann, mit mir in den Folgejahren den Christbaum stifteten. Leider wurden mir nach 2010 alle Grundlagen für die Domarchitekturbeleuchtung, die alte Weihnachtskrippe und den Christbaum durch Struktur und Auflösungsprozesse der neuen Generation entzogen, so dass eine Ausführung in dieser Art nicht mehr möglich war.

Eines möchte ich zum Schluss hier sagen, ich bedanke mich noch einmal auf das herzlichste bei allen, besonders bei meinen Sakristanen und dem Braumeister Franz Müller, die zu diesen Erfolgen wie wir sie in der Zeit bis 2010 erreichten, beigetragen haben. Es ist schon interessant wieviel Mühe, Aufwand und Pionierarbeit im Hintergrund abgelaufen ist, das diese Dinge möglich waren und das sollten die Speyerer auch mal erfahren!

Natürlich geht die Zeit weiter und alles ist ja bekanntlich ersetzbar, aber nicht kopierbar, das sind halt die kleinen Unterschiede und macht die Einmaligkeit der Sache aus.

Zu meiner Zeit wurde der Christbaum immer an Hl. Abend beim Einläuten des Weihnachtsfestes angemacht und war dann bis Sonntag nach dem Fest der Taufe des Herrn in Betrieb. Weil da endet die neue Weihnachtszeit. Die Krippe ließen wir bis Maria Lichtmess, dem Ende der alten Weihnachtszeit stehen.

So wie ich gehört habe wird der Christbaum in diesem Jahr, in den nächsten Tagen in Betrieb gehen, bis so ca. 4. Woche Januar. Hiermit wollte ich auf meiner Domkrippenseite in einer Bilddokumentation zeigen, wie das alles einmal abgelaufen ist.

Weihnachten 2015!

Bernhard Volk

Domschweizer i.R.